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Kategorie: Biographien KSCV
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Veröffentlicht: Freitag, 12. November 2010 20:45
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Paul von Koerner
Saxonia Leipzig
* Dresden 24. 12. 1849
† Berlin 29. 10. 1930
Vizthumsches Gymnasium und Polytechnikum in Dresden, Abitur 1869, stud. jur in Leipzig und Berlin, 1874 erstes Staatsexamen, 1875 Promotion zum Dr. jur. (1875), Eintritt in den sächs. Justizdienst, 1878 zweites Staatsexamen, ab Mai 1879 in der sächs. Zoll- und Finanzverwaltung beschäftigt, zuletzt als Geh. Finanzrat im Finanzministerium, Okt. 1891 stellv. Bevollmächtigter zum Bundesrat für das Kgr. Sachsen, Okto. 1895 als Direktor in das Reichsschatzamt gewechselt, stellv. Bevollmächtigter zum Bundesrat für das Kgr. Preußen, ab Nov, 1899 Direktor im Auswärtigen Amt mit dem Charakter eines Wirkl. Geh. Legationsrats, Leiter der Abt. II (Handelspolitik), 1904 Charakter als Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädikat Exzellenz, 1.4.1914 im Ruhestand, 1918 als Ministerialrat a. D. kommissarisch wieder im AA beschäftigt, Teilnahme an den Wirtschaftsverhandlungen in Wien und an den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk und Bukarest, Kommissar des Auswärtigen Amts für die Vorbereitung des Anschlusses Deutsch-Österreichs in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen, März 1921 Kommissar für die Verhandlungen mit Dänemark über die Regelung der Fragen zur Grenzverlegung in Nordschleswig, Februar 1923 Leiter der Verhandlungen mit der Sowjetunion wegen der Ausführung des Rapallovertrags. K. war Mitglied des Aufsichtsrats der Dresdner Bank und der Deutschen Hypothekenbank.
Als Student war K. bei Saxonia Leipzig aktiv. Am 31. März 1921 wurde er als Nachfolger von Ernst Köhler zum ersten Vorsitzender des Verbandes Alter Corpsstudenten für den VAC-Vorstand Berlin gewählt, trat aber bereits im Januar 1922 wegen seiner dienstlichen Verpflichtungen zurück. Neuer Vorsitzender wurde Hermann Kreth.
Literatur: Gerhard Keiper, Martin Kröger, Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945, Band 2, Paderborn u.a. 2005, S. 586f.
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Kategorie: Biographien KSCV
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Veröffentlicht: Donnerstag, 11. November 2010 15:14
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John Koch
Baltia Königsberg EM, Guestphalia Berlin
* Orunia (Ohra) b. Danzig 22. 12. 1850
† Berlin 28. 9. 1934
K. besuchte das Realgymnasium auf der Burg" in Königsberg und studierte nach der Reifeprüfung, die er 1869 ablegte, an der dortigen Universität Deutsch, romanische sowie englische Philologie. 1870/71 nahm er als Kriegsfreiwilliger im 1. Ostpreußischen Feldartillerie-Regiment am Krieg gegen Frankreich teil. 1874 bestand er das philologische Staatsexamen in Deutsch und neueren Sprachen. An die Promotion zum Dr. phil. (1875) schloss er einen dreijährigen Auslandsaufenthalt zur Sprach- und Literaturstudien in England, Italien und Frankreich an. Nach seiner Rückkehr wurde K. 1879 Hilfslehrer, später Oberlehrer und Professor am Dorotheenstädtischen Realgymnasium in Berlin. 1911 trat er wegen eines Gehörleidens in den vorzeitigen Ruhestand. Während des Ersten Weltkriegs wurde er im Zentralnachweisbüro des
Kriegsministeriums beschäftigt. Bedeutung erlangte er durch seine wissenschaftlichen Arbeiten über den mittelalterlichen englischen Dichter Geoffrey Chaucer, den Verfasser der "Canterbury tales". K. galt als führende Autorität in der Chaucerforschung, befasste sich aber auch mit Vertretern neurerer englischer Literatur wie Walther Scott und Lord Byron. Für den englischen und französischen Sprachunterricht gab er Lehrbücher und Grammatiken heraus.
Ostern 1869 trat K. bei Baltia Königsberg ein, wo er - unterbrochen durch die Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg - sechs Semester aktiv blieb, dreimal die dritte Charge bekleidete und 1921 zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Bei Baltia war er auch treibende Kraft hinter dem Erwerb des Corpshauses. Guestphalia Berlin verlieh ihm 1929 die Corpsschleife, 1932 das Band. K. machte sich besonders um das corpsstudentische Leben in Berlin verdient. Er war Begründer und erster Vorsitzender des Teltower AHSC in Berlin-Lichterfelde und Gründungsvorsitzender des Bezirksverbandes alter Corpsstudenten für Berlin und Umgegend. 1893 bis 1925 gab er das "Adressbuch der alten Corpsstudenten von Berlin und Umgebung" heraus. Von 1895 bis 1904 amtierte er als Schriftführer des Gesamtausschusses des VAC. In dieser Eigenschaft gehörte er 1895 auch zu der Delegation, die Otto von Bismarck anlässlich seines 80. Geburtstags das Modell des Jung-Bismarck-Denkmals bei der Rudelsburg überreichte.
Aus K.s Feder stammen zahlreiche Veröffentlichungen in den Academischen Monatsheften und der Deutschen Corpszeitung, vor allem zur Geschichte der Königsberger Corps. Aus Anlass des 55. Stiftungsfestes 1906 gab er eine Geschichte der Baltia heraus.
Als Vertreter einer traditionsbewussten und konservativen Linie sprach er sich in der von Walter Bloem angestoßenen Debatte um die Trinksitten und eine Reform des Aktivenlebens in einem Artikel für die AM 1906 für einen maßvollen Umgang mit Alkohol aus, wandte sich aber gegen übertriebene Maßregeln wie sie Bloem vorgeschlagen hatte. Statt dessen unterstützte er die Anregung, den Fechtboden durch andere körperliche Übungen wie Schwimmen, Rudern, Schlittschuhlaufen und Schneftern zu ergänzen, warnte aber wegen der entstehenden Kosten und der Störung des Corpslebens vor einem zu intensiven Sportbetrieb. Teilnahme an öffentlichen Wettbewerben lehnte er ab, weil sie nicht der "Würde der Korpsstudenten" entsprächen. In seinen "Betrachtungen zur Förderung des Korpswesens" (DCZ 1 [1913)] wandte sich K. in Zanderscher Tradition gegen hohe Ausgaben und unnötigen Luxus und setzte sich für Eingriffe der Altherrenschaften in die Finanzgeschäfte der Corps sowie für eine Senkung der finanziellen Anforderungen an die Aktiven ein, um eine Abwanderung brauchbarer junger Männer zu Burschenschaften und Landsmannschaften zu verhindern.
K. griff auch die Anregung zur fachübergreifenden Weiterbildung der Aktiven während ihrer Aktivenzeit auf und plädierte für die Veranstaltung von populärwissenschaftlichen Vorträgen, das Erlernen neuer Sprachen, besonders des Englischen und Französischen, und für die Anlage von Corpsbibliotheken. Vor allem der Beschaffung enzyklopädischer Werke und populärwissenschaftlicher Zeitschriften maß er eine gewisse Bedeutung zu.
Nach dem Krieg in Deutsch-Südwestafrika (1904-1907) war K. einer der Initiatoren für die Stiftung einer Gedenktafel für die gefallenen Corpsstudenten der Kolonialkriege, die aber nicht realisiert wurde. Ebenso wenig kam das von ihm 1913 angeregte Denkmal für die in den Breiungskriegen 1813-15 gefallenen Corpstsudenten zustande.
Veröffentlichungen: Die Geschichte des Corps Baltia zu Königsberg, AM 8 (1891/92), S. 4-9; Die Stellung der Corps zu den jetzigen Burschenschaften, AM 12 (1895/96), S. 162-164; Zum letzten Male die "Burschenschaftlichen Blätter", AM 12 (1895/96), S. 260-261; Der Corpsstudent in der deutschen Literatur, AM 16 (1899/1900), S. 240-245; Alte Corpsstudenten in ihrem späteren Lebensberuf, AM 22 (1905/06), S. 217-219, 257-259, 303-304, 348-353, 428-431; AM 23 (1906/07), S. 5-14, 47-48, 250-256; Zukunftsaufgaben der Corps, AM 23 (1906/07), S. 55; Die Corps und die Politik, AM 23 (1906/07), S. 365-371, 412-421; Fünfundzwanzig Jahre "A. M.", AM 26 (1909/10), S.1-7; Die Corps und die Wissenschaften, AM 25 (1908/09), S. 2-5; Corpsstudentische Kriegserinnerungen, AM 25 (1908/09), S. 401-404; Korpsstudentische Kriegserinnerungen, AM 26 (1909/10), S. 291-300; AM 27 (1910/11), S. 122-127; Gedenktafel für die in den Kolonialkriegen gefallenen alten Korpsstudenten, AM 28 (1911/12), S. 49; † Emil Lademann, Marchiae Berlin EM, AM 29 (1912/13), S. 3-9; Die freiwilligen Jäger von 1813 und die deutschen Korps (Landsmannschaften), AM 29 (1912/13), S. 313-322; Betrachtungen zur Förderung des Korpswesens, DCZ 1 (1913), S. 9-13; Ein alter Korpsstudent als erfolgreicher Romandichter: Dr. Walter Bloem, Teutoniae Marburg, Lusatiae Leipzig, DCZ (AM) 30 (1913/14), S. 440-443; Vivatband und Couleurband, DCZ (AM) 30 (1913/14), S. 111; Berliner Korpshäuser, DCZ (AM) 31 (1914/15), S. 1-6; Der Berliner AH-Kommers, DCZ 37 (1920/21), S. 82-85; Von den Königsberger Corpslandsmannschaften in den Jahren 1835 bis 1839, DCZ 42 (1925/26), S. 108-216 und 249-253; Erinnerungen an Norbert Pfretzschner, DCZ 45 (1928/29), S. 89-91; Einhundert Jahre Königsberger Corpsstudententums, DCZ 45 (1928/29), S. 376-378
Literatur: DCZ 47 (1930), S. 316; Victor von Schmiedeberg: Professor Dr. John Koch †, DCZ 52 (1935/36), S. 101-103; In memoriam! In Dankbarkeit für Emil Lademann, Christian Meisner, John Koch, EuJ 5 (1960), S. 124f.
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