Alphabetische Liste (WSC)

Robert Lehr

Robert Lehr

Teutonia Marburg

* Celle 20. 8. 1883
† Düsseldorf 13. 10. 1956

L.., Sohn eines Offiziers, besuchte die Realgymnasien in Kassel, Einbeck und Koblenz und begann 1903 mit dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Marburg. 1908 wurde er zum Dr. jur. promoviert. 1912 legte er die Große juristische Staatsprüfung ab. Nach Stationen als Richter am Amtsgericht Kassel und juristischer Hilfsarbeiter bei der Stadtverwaltung von Rheydt trat L. 1913 bei der Verwaltung der Stadt Düsseldorf ein und wurde 1914 Polizeidezernent und 1919 Finanzdezernent. 1924 wurde er zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt. Als konservativer Deutschnationaler stand er in Oppostion zum NS-Staat und wurde nach deren Machtergreifung 1933 abgesetzt. Während des Zweiten Weltkrieges hatte L. Kontakte zum konservativen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime.

1945 gehörte L. zu den Mitgründern der CDU Düsseldorf und des CDU-Landesverbandes Rheinland. Von der britischen Militärregierung wurde er 1945 zum Oberpräsidenten der Provinz Nordrhein ernannt (bis 1946). Zugleich war er Vorsitzender des Zonenbeirats für die Britische Zone. 1946 bis 1950 war er Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtages, 1946/47 dessen Präsident. 1948/49 gehörte L. dem Parlamentarischen Rat an, 1949 bis 1953 dem Bundestag. Von 1950 bis 1953 war er Bundesinnenminister im Kabinett Adenauer. Hochschulpolitik war Lehr stets ein wichtiges Anliegen, was von Seiten der betreffenden Universitäten gerne gewürdigt wurde. Die medizinische Fakultät der Universität Münster verlieh ihm bereits 1926 die Ehrendoktorwürde. L. wurde Ehrenbürger der Universität Bonn und der Medizinischen Akademie in Düsseldorf, an deren Gründung und Aufbau er entscheidenden Anteil hatte. Ganz besonders aber blieb über seine Studienzeit hinaus der Universität Marburg verbunden. 1927 wurde er dort Ehrensenator. Am 9. Juni 1951 übernahm er von seinem Corpsbruder Paul Duden den Vorsitz des Marburger Universitätsbundes, den er bis zu seinem Tod inne hatte.

Am 6. Mai 1905 wurde L. bei Teutonia ins engere Corps recipiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Lehr auch ein engagierter Verfechter der Wiederzulassung der Korporationen und trat für die Pflege der Beziehungen zu den Universitäten ein.

Quellen: Ein Teilnachlass befindet sich im Kösener Archiv (Bestand B 6).

Literatur: Corpszeitung der Marburger Teutonen 8/1956; Hermann v. Spindler: Dr. Dr. h. c. Robert Lehr Teutoniae Marburg zum Gedächtnisse, DCZ 57 (1956), S. 168-170;Walter Hensel: Robert Lehr, in: Christliche Demokraten der ersten Stunde, Bonn 1966, S. 211-241; Pinkerneil: Robert Lehr †, Mitteilungen Marburger Universitäsbund 1/1957, S. 1; Eleonore Sent:, Dr. Robert Lehr 1883-1956. Findbuch zu seinem Nachlass im Stadtarchiv Düsseldorf,. Düsseldorf 2006; Dies.: Dr. Robert Lehr (20.8.1883-13.10.1956). Düsseldorfer Oberbürgermeister, Oberpräsident der Nord-Rheinprovinz und Bundesinnenminister, in: Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins 78 (2008), S. 88-115.

 

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