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Norbert Pfretzschner

Norbert Pfretzschner

Thuringia Leipzig, Suevia Freiburg, [Rhaetia Innsbruck]

* Kufstein 1. 9. 1850
† Lana a. d. Etsch 28. 12. 1927

Sohn des Arztes und Mitglieds des Reichsrats, Land- sowie Reichstags Norbert Pfretzschner sen. Seine Mutter entstammte der Münchener Künstlerfamilie Hanfstängl; aufgewachsen auf dem Familiengut in Jenbach/Tirol auf, dort erste Kontakte mit der Kunst durch den Vater und seinen Onkel, den Münchner Fotografen Franz Hanfstängl. Gymnasium in Innsbruck und Brixen. P. studierte auf Veranlassung des Vaters zunächst Medizin und Naturwissenschaft in München. 1870/71 war er als Krankenpfleger im Frankreich-Feldzug tätig. 1871 ging er zum Studium der Ökonomie nach Leipzig, später Freiburg i. Br., Weihenstephan und Innsbruck. Dazwischen diente P. Einjährig-Freiwilliger bei den Kaiserjägern in Innsbruck. Im Konflikt mit dem Vater gab er das Studium auf und absolvierte eine praktische landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Gut Petershagen bei Kasekow in Pommern. Später  wurde er Forst- und Jägermeister bei Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, der ihn zum Assistenten des Wildmeisters für sein Jagdrevier in der Hinterriß in Tirol bestellte. Sein Vorhaben, in den aktiven Militärdienst zurückzukehren, scheiterte an seiner gesundheitlichen Verfassung. P. betätigte sich danach vor allem schriftstellerisch und machte sich einen Namen als Jagdschriftsteller. Schließlich trat er als Forst- und Jägermeister in den Dienst des Barons Nathaniel Rothschild in Gut Schillersdorf, Oberschlesien. Nach einer erneuten Erkrankung wandte sich P. der Kunst zu und absolvierte eine Ausbildung zum Bildhauer bei Edmund Hellmer und Ludwig Manzel in Berlin. 1891 bis 1913 lebte er als Bildhauer in Berlin. Er schuf u. a. eines der Hohenzollerndenkmäler in der Siegesallee in Berlin, das Friedrich-List-Denkmal in Kufstein, das Franz-Thurner-Denkmal in Innsbruck, das Johann-Wieshofer-Denkmal in St. Johann (Tirol) und das Jahrtausenddenkmal in Brixen. Im Ersten Weltkrieg war P. Hauptmann, zuletzt Major der Tiroler Landesschützen. Aus dem Krieg zurückgekehrt widete er sich seinem Roman "Peter Rießer, der Wildmeister von Hinterriß" und der Mitarbeit an der Zeitschrift "Wild und Hund". 1924 ließ er sich in Lana im Burggrafenamt nieder, wo er drei Jahre später starb. Beigesetzt wurde er im Familiengrab in Jenbach in Tirol.

P. war je drei Semester bei den Corps Thuringia Leipzig und Suevia Freiburg aktiv. Rhaetia Innsbruck verlieh ihm später das Band, das er aber nach Differenzen mit einigen Innsbrucker Corpsbrüdern später wieder zurückgab. 1895 erhielt er, obwohl als Bildhauer noch weitgehend unbekannt, den Auftrag für das am 23. Mai 1896 enthüllte Jung-Bismarck-Denkmal bei der Rudelsburg (1951/52 zerstört, 2006 Aufstellung eines Nachgusses). 1908 schuf er außerdem das RSC-Denkmal in Rudolstadt in Form eines Chargierten mit Fahne.

Literatur: Georg Kautz: Dem Andenken Norbert Pfretzschners, DCZ 45 (1928/29), S. 46-51; John Koch: Erinnerungen an Norbert Pfretzschner, DCZ 45 (1928/29), S. 89-91.

 

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