Aus den Beständen

Sportausschuss

Der Sportausschuss des KSCV

Sport spielte für die deutschen Corps - sieht man von der sportlichen Komponente des Fechtens ab - lange keine Rolle. Die Debatte um Sinn und Zweck sportlicher Aktivitäten wurde Im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg erstmals intensiver geführt, verbunden mit der Forderung nach einem veränderten Trinkverhalten, Aufhebung des Trinkzwangs und teilweise weitreichenderen Reformen. Begründet war diese Entwicklung in der Sorge, tüchtigen Nachwuchs von den Gymnasien zunehmend an andere Korporationsverbände zu verlieren und selbst für die eigenen Altherren-Söhne nicht mehr attraktiv genug zu sein.

Der Sportausschuss des KSCV

Sport spielte für die deutschen Corps - sieht man von der sportlichen Komponente des Fechtens ab - lange keine Rolle. Die Debatte um Sinn und Zweck sportlicher Aktivitäten wurde Im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg erstmals intensiver geführt, verbunden mit der Forderung nach einem veränderten Trinkverhalten, Aufhebung des Trinkzwangs und teilweise weitreichenderen Reformen. Begründet war diese Entwicklung in der Sorge, tüchtigen Nachwuchs von den Gymnasien zunehmend an andere Korporationsverbände zu verlieren und selbst für die eigenen Altherren-Söhne nicht mehr attraktiv genug zu sein.

Der Gießener Hesse Alexander Bopp empfahl in den Academischen Monatsheften (23 [1906/07], S. 15f.) körperliche Übungen nach englischem Vorbild als Gegengewicht gegen die immer höheren Anforderungen an die geistige Tätigkeit, Schwimmen und Rudern im Sommer, Eis- und Skilauf im Winter, Tennis und selbst Fußballspiele zwischen einzelen SC, die "von den AH-Kassen dankbarer begrüßt [würden] als kostspielige PP-Suiten wegen eines Nichts". Der AHSC Teltow regte zum oKC 1914 an, innerhalb der SC jede sportliche Betätigung nach Kräften zu fördern. Das wurde zwar einstimmig befürwortet, jedoch "vor Übertreibung des Sportes gewarnt".

Neuen Auftrieb erhielt die Initiative nach dem Weltkrieg mit dem Wegfall der allgemeinen Wehrpflicht. Die Korporationen - ähnliche Entwicklungen sind auch in anderen Verbänden und in der Deutschen Studentenschaft zu beobachten - sahen sich in der Verpflichtung, für die Wehrhaftigkeit der deutschen Jugend mit Sorge tragen.

1927 beschloss der oKC die Einrichtung einer ständigen Sportkommission (Ausschuss für Leibesübungen) mit der Aufgabe, „in allen die körperliche Ertüchtigung ihrer Mitglieder betreffenden Angelegenheit zu beraten, Anregungen zu geben, Richtlinien zu schaffen und die Pflege der Leibesübungen im HKSCV in den nach seiner Eigenart gegebenen Grenzen mit allen Mitteln zu fördern.“ Vorsitzender war von 1927 bis 1934 Richard Lepsius Hasso-Nassoviae, Marchiae Berlin.

Durch Beiträge in der Deutschen Corpszeitung versuchte der Ausschuss, das Bewusstsein für den Sport bei den CC zu stärken. Zu den Werbemaßnahmen gehörte auch der am Abend des Kösener Congresses gezeigte Film, für den das oben abgebildete Flugblatt warb. Es kamen also auch die damaligen "Neuen Medien" zum Einsatz, um die Ziele des Ausschusses zu fördern.

Der Vorort stiftete einen Wanderpreis für den SC, der im Lauf eines Jahres im Verhältnis zu seinen Mitgliedern die meisten Sportabzeichen erwirbt. Aber Sport diente auch weiterhin nur zur allgemeinen Fitness und zur Erhaltung der „Wehrbereitschaft“. Leistungssport und Rekordstreben blieben den Corps fremd und stießen auf Skepsis oder gar direkte Ablehnung. „Wir alle sind uns darüber einig, dass es nicht Aufgabe der sportlichen Bestrebungen im Kösener sein kann und soll, Einzelhöchstleistungen zu erreichen", hieß es 1927/28 in der DCZ. "Wohl aber sollen die Aktiven zu einer sportlichen Ausbildung angehalten werden, der sie heute nur zu gerne aus dem Wege gehen. Durch diese Ausbildung soll die sportlichen Durchschnittsleistung und damit die allgemeine körperliche Durchbildung gehoben werden.“

Diskutiert wurden interne Kösener Meisterschaften in Leichtathletik, Tennis und Schwimmen. Die Stadt Bad Kösen erklärte sich zum Ausbau der vorhandenen Sportanlage bereit. Aber auch wenn alle Corps Leichtathletik und andere Wettkampfsportarten in ihr Wochenprogramm aufnahmen, blieb es ein eher randständiges Feld, das wenig Einfluss auf die Gesamtentwicklung des Corpsstudententums hatte. Nach dem Krieg wurde das Thema mit der Begründung eines "Sportamts des KSCV" unter der Leitung von Werner Barthold noch einmal aufgegriffen. Eine nachhaltige Wirkung war ihm nicht beschieden. Heute trägt jeder Aktive seinen Bedürfnissen selbst Rechnung. Einziges "Überbleibsel" ist die 1921 gegründete Wassersportliche Vereinigung Alter Corpsstudenten in Berlin.

Weiterführende Literatur: Binz: Sportgeist und Frontgeist. Kritik der Leibesübungen vom nationalen Standpunkt. Der Wehrsport als Zielsetzung für die akademische Jugend, DCZ 45 (1928/29), S. 10-20; W. R. Jaensch: Der Sport im Deutschen Corpsleben, DCZ 44 (1927/28), S. 287-290; Richard Lepsius: Sport im Kösener, DCZ 45 (1928/29), S. 121-124: Sönning: Sport und Erziehung, DCZ 44 (1927/28), S. 33-35: Horst Wagner:, Sport im Kösener, DCZ 44 (1927/28), S. 219-220.