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Geschichte

Zur Geschichte der Archive des WSC und RSC

Die Akten des Weinheimer Senioren-Convents (WSC) wurden vermutlich zunächst wie in anderen Verbänden von Vorort zu Vorort weitergegeben. Wann ein dauerhaftes Archiv eingerichtet wurde, ist nicht feststellbar. Jedenfalls lagerten die Schriftgutüberlieferung des Vororts bis 1930 in Karlsruhe im Archiv des dortigen SC, der auf Grund seines Alters eine gewisse Vorrangstellung innerhalb des Verbandes genoss. 1928 wandte sich Carl Manfred Frommel, der Initiator der Hochschulkundlichen Sammlung in Frankfurt am Main wegen Abgabe des Archivs an den Vorstand des WVAC, der sich zunächst zurückhaltend gab: man glaube nicht, dass seine Ideen "so schnell in den Kreisen unseres Verbandes sich durchsetzen lassen, da sie für uns noch vollständig neu sind.“ Trotzdem gelangten die Archivbestände 1930 nach Frankfurt und wurden mit der Gründung des Instituts für Hochschulkunde in Würzburg 1935 gemeinsam mit dem umfangreichen Archiv des SC zu Karlsruhe dorthin überführt.

Die archivische Tätigkeit beschränkte sich auf die unregelmäßige Ablage des für den Verbandsbetrieb nicht mehr benötigten Schriftguts und die Titelaufnahme. 2010 wurde der Beschluss zur Neustrukturierung und tieferen Erschließung gefasst, um die Bestände auch externen Forschern zugänglich zu machen.

Besser organisiert war der Rudolstädter Senioren-Convent (RSC), der bereits im Mai 1913 die Einrichtung eines Archivs mit „Aktensammelstelle“ in die Wege leitete. Leiter wurde Professor Wilhelm Rieck (Professor für Geschichte der Tierheilkunde in Berlin), der an seinem Institut verschiedene veterinärgeschichtliche Archive unterbrachte. Frommel versuchte auch den RSC mit ins Boot zu holen und nahm dazu Kontakt zu Veterinärrat Carl Wittlinger, den Ehrenvorsitzenden des Altherrenbundes des RSC, auf. Zu einer Überführung des Archivguts nach Frankfurt kam es allerdings nicht. Das Archiv verblieb auch nach der Fusion mit dem WSC 1934 in Berlin und wurde 1945 bei der Besetzung des Veterinärhistorischen Instituts der Universität Berlin durch sowjetische Truppen vernichtet.

Im WSC-Archiv wurde im Rahmen der Neustrukturierung für die Reste der RSC-Überlieferung eine eigene Abteilung „R“ gebildet und mit dem Neuaufbau als Sammlungsbestand begonnen.

Bestände WSC

Die Bestände des Weinheimer Archivs

Teile des WSC-Archivs sind erschlossen. Hier geht's zum Online-Findmittel.

Abt. A: Organe und Einrichtungen der Weinheimer Verbände

  • A 1: Vorort des WSC I (1863-1935)
  • A 2: Vorort des WSC II (ab 1949)
  • A 3: WVAC-Vorstand
  • A 4: Wachenburgausschuss
  • A 5: Comment-Kommission
  • A 6: Historische Kommission
  • A 7: Kommission für Hochschulpolitik
  • A 8: Kommission für Fechtfragen
  • A 9: Kultur- und Sozialausschuss
  • A 10: WSC-Archiv
  • A 11: Kuratorium Weinheim-Seminar
  • A 12: Weinheimer Förderkreis
  • A 13: Pressestelle
  • A 14: Verbändekommission
  • A 15: Referent für Nachwuchs und Erziehung
  • A 16: Kartellkommission

 

Abt. B: Fremdprovenienzen

  • B 1: SC zu Karlsruhe
  • B 2: Baltica-Borussia Danzig zu Hannover/Bielefeld
  • B 3: öWVAC Ludwigshafen-Mannheim
  • B 4: Franconia Darmstadt/Verein alter Darmstädter Franken
  • B 5: SC zu Stuttgart/Teutonia Stuttgart
  • B 6: öWVAC Kiel
  • B 7: Alemannia-Thuringia Hannover/Magdeburg
  • B 8: Montania Freiberg (Saxo-Montania Aachen)
  • B 9: Marko-Guestphalia Aachen
  • B 10: Franco-Markomannia Dresden
  • B 11: Franco-Guestphalia Köln und Vorläufer

 

Abt. N: Nachlässe

 

Abt. R: Rudolstädter Senioren-Convent (RSC)

 

 

Abt.  S: Sammlungen

 

R 2 - Agronomia Königsberg

R 2 - Agronomia Königsberg

Laufzeit: 1927-1982

 

Geschichte: Agronomia Königsberg wurde am 2. Dezember 1879 als zunächst interkorporativer akademisch-landwirtschaftlicher Verein gegründet. Sein Zweck war die Förderung der Agrarwissenschaften, Pflege der Vaterlandsliebe und gesellschaftlicher Kultur. Die Satzung wurde am 18. Dezember 1879 vom Akademischen Senat der Albertus-Universität genehmigt. Der Verein nahm bald stärker korporative Formen an und führte das Prinzip der unbedingten Satisfaktion auf schwere Waffen ein. 1882 beteiligte er sich an der Gründung des Verbandes der akademisch-landwirtschaftlichen Vereine (ALV). 1887 musste er, vermutlich infolge der allgemeinen Krise der Landwirtschaft in Ostpreußen Ende der 1880er Jahre und des Rückgangs der Studierendenzahlen, vorübergehend suspendieren. Im Gefolge eines neuen Aufschwungs der Landwirtschaftlichen Fakultät unter Professor Backhaus gelang 1897 die Rekonstitution. Erst danach vollzog Agronomia die Umwandlung in eine vollwertige Studentenkorporation, nahm im Dezember 1901 die Bezeichnung „Akademisch-landwirtschaftliche Verbindung“ an und mietete eine eigene Kneipetage im Nachtigallensteig 14 an. Während die ALV Couleur grundsätzlich verwarfen, nahm Agronomia 1901 Farben (schwarz-grün-goldenes Burschenband, schwarzes Barett, später dunkel-grüne Samtmütze) und schied deshalb 1903 aus dem Verband aus. 1912 erfolgte der Ankauf der bisheriges Konstante im Nachtigallensteig als Corpshaus.

Wegen des Ersten Weltkriegs war Agronomia von 1914 bis 1919 erneut suspendiert. Nachdem der Verband der Akademisch-landwirtschaftlichen Vereine nach und nach die strikte Couleurverwerfung aufgab, kam es nach dem Ersten Weltkrieg wieder zu einer Annäherung. Im Sommer 1920 nahm ein Agronome als Beobachter an einer Verbandssitzung teil, ebenso am ALV-Verbandsconvent in Leipzig im Sommersemester 1921, der den Verzicht auf das absolute Fachprinzip und die Umwandlung des ALV in den Naumburger Delegierten-Convent beschloss. Ein erneuter Beitritt zum Verband blieb aber aus. Statt dessen führte Agronomia die Bestimmungsmensur ein und schloss am 27.1.1923 ein Paukverhältnis mit den in Königsberg ansässigen Corps des Rudolstädter Senioren-Convents (RSC). Am 22.5.1923 renoncierte Agronomia im RSC und wurde am 11.6.1924 als Vollmitglied recipiert. Seit Dezember 1925 stand sie dort als Mitglied des Schwarzen Kartells im Verhältnis mit den Corps Saxonia Berlin, Agronomia München, Agraria Bonn und Palatia Halle. Besonders eng gestalteten sich die Beziehungen zu Agronomia München, mit der auch ein reger Austausch von Zweibänderleuten gepflegt wurde. Durch die isolierte Lage Ostpreußens und den Niedergang der Landwirtschaft im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es Ende der 20er Jahre wieder zu erheblichen Nachwuchsschwierigkeiten. Der RSC-interne Konflikt um die Aufnahme des Askanischen SC am Technikum in Köthen führte zudem zum Austritt mehrerer mit Agronomia befreundeter Corps aus dem RSC, darunter Agronomia München. Am 28. Oktober 1929 verließ das Corps ebenfalls den RSC und sprach am gleichen Tag die Suspension aus. Agronomia verfügte zu diesem Zeitpunkt noch über 144 Alte Herren und neun Aktive, darunter fünf Zweibänderleute auswärtiger RSC-Corps.

In der NS-Zeit gab es Bemühungen zur Wiederbelebung als Bauernschaft bzw. Landständische Kameradschaft im Naumburger Thing, die aber nur von einem Teil der Altherrenschaft mitgetragen wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstituierte Agronomia nicht mehr. Die meisten Mitglieder ließen sich nach der Vertreibung aus Ostpreußen in Westdeutschland, mehrheitlich in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, nieder. Der AHV verlegte seinen Sitz nach Oldenburg i. O. Er wurde im März 1984 wegen Überalterung aufgelöst und das (Rest-)Archiv dem Institut für Hochschulkunde übergeben.

Bestand: Das eigentliche Corpsarchiv ging vermutlich durch die Kriegsereignisse und die Vertreibung verloren. Erhalten sind nur wenige Vorkriegsdokumente, vor allem Königsberger Agronomen-Nachrichten, Rundschreiben und Anschriftenverzeichnisse, die bei einzelnen Corpsbrüdern den Krieg überdauert hatten. Von den Protokollen liegen Exzerpte vor. Der Verbleib der Originale ist unbekannt. Im übrigen enthält der Bestand Korrespondenz von Alten Herren aus der Nachkriegszeit, besonders aus dem Nachlass von Landwirtschaftsrat a. D. Benno Schwarz (Lübeck).

 

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