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Walter Bloem

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Walter Bloem

Teutonia Marburg, Lusatia Leipzig

* Elberfeld 20. 6. 1868
† Lübeck 19. 8. 1951

Sohn des Geheimen Justizrats, Rechtsanwalts und Notars Julius B.; Gymnasium in Elberfeld, stud. jur. in Heidelberg, Marburg, Leipzig und Berlin. 1890 erstes Staatsexamen, Promotion zum Dr. jur., 1895 zweites Staatsexamen, arbeitete ab 1895 als Rechtsanwalt in Barmen. Nebenberuflich war B. schriftstellerisch tätig und Herausgeber von Unterhaltungsliteratur. 1904 gab er seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf und zog als freier Schriftsteller nach Berlin. Dort war er zudem als Dramaturg am Neuen Theater tätig. 1912 erschien seine Trilogie über den Krieg 1870/71 (Das eiserne Jahr, Volk wider Volk, Die Schmiede der Zukunft). Von 1911 bis 1914 lebte er als Regisseur und Chefdramaturg am Hoftheater inm Stuttgart. Teilnahme als Offizier am Ersten Weltkrieg. B. erhielt das Eiserne Kreuz beider Klassen (1914, bzw. 1915). Nach dem Krieg lebte er auf der von ihm erworbenen Burg Rieneck in Mainfranken. 1926/27 unternahm er mit seiner Frau eine Weltreise, die ihn in die Sowjetunion, nach China, Japan und in die USA führte. 1929 verkaufte er die Burg Rieneck und zog wieder nach Berlin. Seit 1931 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft nationaler Schriftsteller. 1937 schrieb er das Drehbuch zu dem Kriegsfilm "Urlaub auf Ehrenwort", der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von der alliierten Militärzensur verboten wurde. Im Juni 1938 nahm er am Reichsfrontdichtertreffen in Guben teil. Im selben Jahr trat er in die NSDAP ein. Lebte nach Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Lübeck und starb dort am 19. August 1951. Beigesetzt im fränkischen Rieneck.

B. war zunächst Mitglied der schwarzen Verbindung "Hamburger Gesellschaft" in Heidelberg. Im Sommersemester 1887 wurde er bei Teutonia Marburg aktiv, zum Wechsel nach Leipzig o. B. entlassen und dort bei Cimbria aktiv (Tarnverbindung für Lusatia). Am 18. 8. war er an der offiziellen Rekonstitution der Lusatia beteiligt. B. focht zehn Mensuren für Teutonia und zwölf für Lusatia. Am 29. 4. 1889 wurde er auch bei Lusatia o. B. entlassen, mit der Zusicherung, das Band nach bestendenem Examen zurückzuerhalten. Während seines Studiums in Bonn focht er noch zwei Contrahagen auf die Waffen der Palatia. 1890 erhielt er das Lausitzerband, 1896 das Teutonenband zurück. Er blieb zeitlebens engagierter, aber kritischer Corpsstudent und nahm auch an den Verhandlungen der Kösener Congresse Teil.

1921 hielt B. einen Vortrag über die Reformierung des Corpslebens und veröffentlichte Zeitungs- und Zeitschriftenaufsätze, unter anderen in der Köln. Zeitung und in den Berliner Hochschulnachrichten. Er empfahl die Reduzierung der Bestimmungsmensuren, eine mildere Mensurkritik, die Abschaffung des Trinkzwangs, die Einführung der staatsbürgerlichen Erziehung sowie die Beteiligung an Leibesübungen. Dabei kritisierte er den schlechten Einfluss des Offiziersstandes seit 1870 und die Abkapselung der Corps, die verhindert habe, dass sie geeignete Führerpersönlichkeiten hervorgebracht haben. Seine Initiative wurde vom Gesamtausschuss aber nur mit Einschränkungen begrüßt. Auf Ablehnung stieß insbesondere eine Veränderung der Mensurpraxis. Der CC der Borussia Berlin reichte wegen B.s vermeintlich corpsschädigenden Veröffentlichungen eine Beschwede ein.

Bekannt wurde B. auch in corpsstudentischen Kreisen vor allem durch seine Romanveröffentlichungen, besonders "Der krasse Fuchs", der autobiographische Züge aufweist, und "Brüderlichkeit". "Brüderlichkeit", das heute als Plädoyer gegen den Antisemitismus der frühen Weimarer Jahre gilt, wurde von der zeitgenössischen corpsstudentischen Kritik ausgesprochen ungnädig aufgenommen. Ein ungenannter Rezensent in der Deutschen Corpszeitung nannte den Roman "überflüssig" und ein "schlechtes Buch". Der Gesamtausschuss des VAC betrachtete ihn als schwere Schädigung für das für das Corpsstudententum in der Öffentlichkeit. Auf eine positive Notiz in der Kreuz-Zeitung forderte Hermann Kreth, damals Vorsitzender des Gesamtausschusses, die Redaktion auf, künftig "Lobeserhebungen auf die schriftstellerische Tätigkeit" B. zu vermeiden, weil sie auf corpsstudentische Kreise verletzend wirken könne. Auch der Abgeordnetentag befasste sich 1922 und 1923 mit B. und seiner Wirkung in Öffentlichkeit.

Veröffentlichungen: Zukunftsaufgaben der Corps, AM 22 (1905/06), S. 378-380.

Literatur: John Koch: Ein alter Korpsstudent als erfolgreicher Romandichter: Dr. Walter Bloem, Teutoniae Marburg, Lusatiae Leipzig, DCZ (AM) 30 (1913/14), S. 440-443; Brüderlichkeit, DCZ 40 (1923/24), S. 26-29; Holger Zinn: Der krasse Fuchs, EuJ 48 (2003), S. 327-336; Horst Heidermann: Auf dem Weg zum Führer: Walter Bloem, Geschichte im Wuppertal 15 (2006), S. 28-44

 

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